Mariem Ayari (2020)
Phänologische Variation des Blattaustriebes europäischer Rotbuchenpopulationen (Fagus sylvatica L.) am Standort Berlin Bachelorarbeit, Humboldt-Universität zu Berlin

Zusammenfassung

Die Rotbuche (Fagus sylvatica L.) ist eine der wichtigsten und am besten untersuchten Baumarten Europas und prägt große Teile der natürlichen Vegetation. Angesichts des Klimawandels gewinnt das Verständnis der phänologischen Entwicklung, insbesondere des Blattaustriebs, zunehmend an Bedeutung. Unterschiede zwischen Rotbuchenpopulationen können Hinweise auf genetische Anpassung, ökotypische Variation oder phänotypische Plastizität liefern.

Ziel dieser Arbeit war es, die Variation des Blattaustriebs europäischer Rotbuchenpopulationen am Standort Berlin zu analysieren. Dazu wurden 915 Individuen aus insgesamt 48 Provenienzen untersucht, die das europäische Verbreitungsgebiet von Süditalien bis Südskandinavien repräsentieren. Die Beobachtungen erfolgten im Frühjahr 2019 auf Versuchsflächen im Botanischen Garten und im Grunewald. Die phänologischen Stadien von der Knospenschwellung bis zur vollständigen Blattentfaltung wurden alle zwei bis drei Tage erfasst und anschließend statistisch ausgewertet.

Die Ergebnisse zeigen eine deutliche phänologische Variation sowohl innerhalb einzelner Provenienzen als auch zwischen ihnen. Provenienzen aus wärmeren oder südlicheren Regionen wiesen tendenziell frühere Austriebszeitpunkte auf, während nördliche und höher gelegene Herkünfte oft später austrieben. Gleichzeitig zeigten die Versuchsflächen Unterschiede: Die meisten Provenienzen trieben im Grunewald signifikant später aus als im Botanischen Garten, was auf mikroklimatische Effekte zurückgeführt werden kann.

Die Spannweiten und Varianzen der Blattaustriebszeitpunkte deuten zudem darauf hin, dass einzelne Herkünfte eine größere innerpopuläre Variation aufweisen als andere. Dies könnte Ausdruck unterschiedlicher genetischer Diversität oder unterschiedlicher Anpassungsfähigkeit sein. Provenienzen mit geringer Streuung zeigten hingegen ein stärker synchronisiertes Austriebsverhalten, das auf eine gute Anpassung an die Herkunftsbedingungen schließen lässt.

Insgesamt bestätigen die Ergebnisse, dass die phänologische Entwicklung der Rotbuche sowohl von genetischen Faktoren als auch von lokalen Umweltbedingungen beeinflusst wird. Die beobachteten Unterschiede unterstreichen die Bedeutung langfristiger Untersuchungen, um das Anpassungspotenzial der Art im Kontext klimatischer Veränderungen besser einschätzen zu können.