Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit wurde die Wirkung einer langfristig erhöhten
CO2-Konzentration und der Einfluss der Temperatur auf die
Stammatmung juveniler Rotbuchen (Fagus sylvatica L.) untersucht. An
Buchenbeständen, die in der dritten Vegetationsperiode bei atmosphärischem
(350 µmol mol-1 und erhöhtem (700 µmol mol-1
CO2-Niveau in nach den Außenbedingungen klimatisierten
Mini-Gewächshäusern wachsen, wurden zu vier Messzeitpunkten
vor und während der Vegetationsperiode Atmungsmessungen an basalen
Stammabschnitten mit Hilfe einer Apparatur der Fa. Walz (Typ HCM-1000)
vorgenommen. Ferner wurde die respiratorische CO2-Abgabe
bei sieben Temperaturstufen in einem Intervall von 2-32 °C an Buchen
aus atmosphärischer CO2-Konzentration erhoben.
Die Stammatmung junger Rotbuchen ist nicht von der CO2-Konzentration
abhängig, unter der die Pflanzen wachsen. Die temperaturnormierte
Gesamtatmung bei 15 °C unterscheidet sich an drei der vier Messzeitpunkte
nicht signifikant zwischen den CO2-Aufzuchtbedingungen. Eine langfristige
CO2-Wirkung auf die Stammatmung konnte damit nicht festgestellt werden.
Die prognostizierte Erhöhung der atmosphärischen CO2-Konzentration
scheint weder Einfluss auf die Erhaltungs- noch auf die Wachstumsatmungskomponente
der Stammrespiration von Buchen zu haben.
Die Stammatmung ist exponentiell von der Temperatur abhängig. Bei
einer Temperaturerhöhung um 10 °C steigt die Atmungsrate im
gemessenen Intervall von 2-32 °C um einen Q10 von 1,75. Die respiratorischen
CO2-Verluste von Buchen könnten daher bei einer globalen Erwärmung
infolge eines atmosphärischen CO2-Anstiegs zunehmen. Eine Zunahme
der atmosphärischen CO2-Konzentration könnte die Atmung somit
über höhere Temperaturen beeinflussen.
Die temperaturnormierte Gesamtatmung bei 15 °C ist während
und unmittelbar nach dem Blattaustrieb etwa genauso groß wie vor
dem Öffnen der Blattknospen. Dies deutet darauf hin, dass die phänologischen
Veränderungen sommergrüner Gehölze im Frühling nur
geringen Einfluss auf die Höhe der Stammatmung haben. Während
des Stammdickenwachstums im Juli ist die Gesamtatmung bei 15 °C
bis zu 5-mal höher als im Frühling. Dies ist Folge der respiratorischen
Kosten des Stammwachstums. Saisonale Unterschiede der Stammatmung scheinen
daher - abgesehen von Schwankungen der Atmung mit der saisonalen Temperaturschwankung
- ganz wesentlich auf den jahreszeitlichen Zyklus des Stammdickenwachstums
sommergrüner Gehölzpflanzen zurückzuführen zu sein.
Die für Bildung und Wachstum neuer Zellen notwendige Wachstumsatmung
beträgt 0,43 g CO2 (g Trockenmasse)-1 bei atmosphärischem
und 0,37 g CO2 g-1 bei erhöhtem CO2-Niveau. Für die Erhaltungsatmung
bei 15 °C werden 0,74 * 10-3 bzw. 0,70 * 10-3 g d-1 g-1 aufgewendet.
Signifikante Unterschiede zwischen den CO2-Aufzuchtbedingungen liegen
nicht vor. Von Ende Mai bis Mitte Juli, in der Periode des Stammdickenwachstums,
macht die Wachstumsatmung 70% an der Gesamtrespiration aus, die übrigen
30% repräsentieren die Kosten für die Erhaltung des lebenden
Gewebes. Die Wachstumsatmungskomponente ist linear abhängig vom
Stammvolumenzuwachs, die Erhaltungsatmung lässt sich beschreiben
als lineare Funktion des Stammvolumens.
Die Stammatmung dominanter und unterdrückter Bäume unterscheidet
sich sehr deutlich voneinander. Dies gilt sowohl für den Buchenbestand,
der unter atmosphärischer CO2-Konzentration (350 µmol mol-1)
gedeiht, als auch für die Buchen, die unter erhöhtem CO2 (700
µmol mol-1) wachsen. Die Unterschiede der Stammatmung zwischen
dominanten und unterdrückten Individuen sind auf Differenzen der
Wachstumsatmungskomponente zurückzuführen. Die Atmungsrate
ist während der Wachstumsperiode im Juli bei dominanten Buchen,
die ihre Nachbarn im Bestand übergipfeln und beschatten, im Mittel
um den Faktor 4 bis 5 höher als bei unterdrückten Bäumen.
Die Erhaltungsatmung dominanter und unterdrückter Buchen unterscheidet
sich dagegen nicht signifikant. Die Wachstumsatmung und die Holzproduktion
von Bäumen scheinen daher entscheidend von der Konkurrenzposition
des Individuums im Bestand um die Photosyntheseressource Licht abhängig
sein.