Zusammenfassung
Das Ziel der vorliegenden Arbeit bestand darin, herauszufinden, ob
sich eine erhöhte atmosphärische CO2-Konzentration
auf bestimmte holzanatomische Merkmale der Rotbuche (Fagus sylvatica
L.) auswirkt. Im Versuchsansatz wuchsen 11/2-jährige
Jungbuchen in Mini-Gewächshäusern drei Jahre unter einer atmosphärischen
CO2-Konzentration von 350 µmol mol-1 CO2
und einer verdoppelten CO2-Konzentration von 700 µmol
mol-1 CO2 heran. Bei diesen Versuchspflanzen wurden
neben der Jahrringbreite zusätzlich die Gefäßflächen
und Gefäßdurchmesser (radial und tangential), sowie die Gefäßdichte
(Anzahl / mm2) an zwei unterschiedlichen Stellen (Früh-
und Spätholzbereich) im Jahrring ermittelt.
Die Gefäße der Buchen waren im Frühholz
nach Wachstum unter verdoppelter CO2Konzentration gegenüber
den Kontrollpflanzen (350 µmol mol-1) in allen vier
Wuchsjahren größer. Im Spätholz waren sie nur im vierten
Jahr größer, während im zweiten und dritten Jahr die
Gefäße der niedrigen CO2-Variante größer
waren. Im ersten Jahr unterschieden sich die Gefäßflächen
der beiden CO2-Varianten überhaupt nicht. Bei den Bäumen
der Kontrollpflanzen waren die Spätholz-Gefäße stets
größer als die Frühholz-Gefäße. Bei den Bäumen,
die der erhöhten CO2-Konzentration ausgesetzt waren,
wurden außer im dritten Jahr ebenfalls größere Spätholz-Gefäße
gefunden.
Ein Vergleich der Gefäßflächen, die im gleichen Jahr
in verschiedenen Stammhöhen gebildet wurden, zeigte, dass bei den
Kontrollpflanzen die Frühholz-Gefäßfläche von der
Sprossbasis bis zur Sprossspitze hin kontinuierlich abnahm. Auch bei
der hohen CO2-Variante waren die Frühholz-Gefäße
an der Sprossspitze kleiner als an der Sprossbasis. Die Gefäße
der mit 700 µmol mol-1 behandelten Bäume waren
in allen vier Stammhöhen größer als die der niedrigen
CO2-Variante. Im Spätholz bildeten die Kontrollpflanzen
in den beiden mittleren Stammabschnitten (Stamm 3 und 2, vgl. Abb. 14,
5. 26) größere Gefäße aus als an der Stammbasis
bzw. der Stammspitze. Die Bäume der hohen CO2-Variante
bildeten dagegen die größten Gefäße in den beiden
jüngsten, also den oberen Stammabschnitten aus.
Die radialen Gefäßdurchmesser waren sowohl
bei den Kontrollpflanzen als auch bei der hohen CO2-Variante
stets größer als die tangentialen Gefäßdurchmesser.
Die Gefäße hatten folglich eine radial-ovale Form. Die radialen
Gefäßdurchmesser der Frühholz-Gefäße der
hohen CO2-Variante waren ab dem zweiten Jahr signifikant
größer als die der niedrigen CO2-Variante. Die
tangentialen Gefäßdurchmesser im Frühholz der hohen
CO2-Variante waren in allen Jahren größer als
die der Kontrollpflanzen. Sowohl die radialen als auch die tangentialen
Gefäßdurchmesser der Spätholz-Gefäße waren
bei der hohen CO2-Variante nur im vierten Jahr größer.
Die Gefäßdichten waren bei beiden CO2-Varianten
im Frühholz größer als im Spätholz. Im Frühholz
wiesen die Bäume der niedrigen CO2-Variante in den beiden
letzten Jahren eine im Vergleich zu den ersten beiden Jahren geringere
Gefäßdichte auf, während sich die Gefäßdichten
der hohen CO2-Variante in den verschiedenen Jahren nicht
voneinander unterschieden. Im Spätholz wurden bei beiden CO2-Varianten
keine Unterschiede bezüglich der Gefäßdichten zwischen
den Jahren gefunden. Sowohl im Frühholz als auch im Spätholz
unterschieden sich die Gefäßdichten der Kontrollpflanzen
nicht von denen der mit 700 µmol mol-1 behandelten
Bäume.
Die Jahrringe der hohen CO2-Variante waren
nur im vierten Jahr signifikant breiter als die der Kontrollpflanzen.
In den übrigen drei Jahren unterschieden sich die Jahrringbreiten
der beiden CO2-Varianten nicht. Dabei bildeten die unter
erhöhter CO2-Konzentration gewachsenen Bäume im
ersten und vierten Jahr breitere Jahrringe aus, während bei den
Kontrollpflanzen im ersten und dritten Jahr die breitesten Jahrringe
vorgefunden wurden.
Die Gefäßfläche war bei beiden CO2-Varianten
weder im Frühholz noch im Spätholz abhängig von der Jahrringbreite.
Ebenso konnte keine Korrelation zwischen der Gefäßdichte
und der Jahrringbreite bei beiden CO2-Varianten für
das Frühholz nachgewiesen werden. Lediglich im Spätholz zeigten
beide CO2-Varianten eine geringe Tendenz zur Abhängigkeit
der Gefäßdichte von der Jahrringbreite. Es wurden dabei umso
weniger Gefäße pro Flächeneinheit gebildet, je breiter
der Jahrring war.
Die Ergebnisse der Arbeit belegen, dass die Buche (Fagus sylvatica
L.) auf eine steigende CO2-Konzentration mit Veränderungen
in der anatomischen Struktur reagiert. Dabei werden vor allem größere
Gefäße ausgebildet. Bezüglich der Form der Gefäße
(Gefäßdurchmesser konnte jedoch kein CO2-Effekt
festgestellt werden. Auch die Anzahl der im Jahrring gebildeten Gefäße
ist von einer höheren CO2-Konzentration unabhängig.
Da die Rotbuche auf eine gesteigerte CO2-Konzentration bekanntermaßen
auch mit einem vermehrten Wachstum reagiert, könnte sie durch die
gleichzeitige Ausbildung größerer Gefäße ihre
Wasserversorgungsleistung innerhalb der Pflanze an diesen Zustand anpassen
und somit von der steigenden CO2-Konzentration profitieren.