Zusammenfassung
In dieser Arbeit wurde ein mechanistischer Ansatz zur Modellierung
ökophysiologischer Tellprozesse in Buchenbeständen vorgestellt.
Überlegungen zur Lichtinterzeption, zu kleinskaligen mikroklimatischen
Bedingungen und zum Gaswechsel wurden miteinander kombiniert, um eine
Darstellung photosynthetisch relevanter Teilprozesse aufzuzeigen. Auf
der Grundlage bestehender Modelle wurden Teilmodelle, wie die PENMAN-MONTEITH-FORMEL
zur Berechnung der Transpirationsraten, das JARVIS-PRINZIP zur Abschätzung
der stomatären Leitfähigkeit für Wasserdampf und empirische
Abschätzfunktionen zur Berechnung der Stamm- und Bodenatmungsraten,
hinzugefügt und miteinander kombiniert. Verbesserte iterative Verfahren
(Newtonsche Einzelschrittverfahren) zur Lösung des nicht-linearen
Gleichungssystems innerhalb des FARQUHAR-MODELLES wurden neu implementiert.
Bei der Modellanwendung konnte vor allem die Frage der Auswirkungen
erhöhter atmosphärischer CO2-Konzentrationen geklärt
werden, aber auch die Reaktionen auf andere abiotische Faktoren wurden
in die Betrachtungen einbezogen.
Verglichen wurden die simulierten CO2-Gaswechselraten
und Transpirationsraten mit Messdaten aus einem langjährigen CO2-Begasungsversuch.
Die Messungen wurden an juvenilen Buchen erhoben, die unter Freilandbedingungen
in Minigewächshäusern bei kontrollierten CO2-Außenkonzentrationen
(350 µl l-1 und 700 µl l-1 ) heranwuchsen.
Der Vergleich gemessener und simulierter Tagesgänge zeigte bei
der Anwendung eines vertikalen Stickstoffprofiles und damit einer Variation
physiologisch wichtiger Kenngrößen innerhalb des Bestandes,
wie der maximalen Carboxylierungsgeschwindigkeit oder der maximalen
Elektronentransportrate, eine gute Übereinstimmung der CO2-Gaswechselraten.
Die H2O-Austauschraten wurden deutlich unterschätzt,
auch wenn man einen gewissen Evaporationsanteil hinzunehmen würde.
Dieser Trend wurde auch durch die Tageswerte einer verlängerten
Messperiode bestätigt.
Unter erhöhten CO2-Wachstumsbedingungen konnten einerseits
veränderte physiko-chemische Eigenschaften, als auch veränderte
strukturelle Eigenschaften innerhalb des Kronendaches festgestellt werden,
die zu höheren Nettophotosynthese- aber auch zu erhöhten Stamm-
und Bodenatmungsraten führten. Geringere Blattleitfähigkeiten
bewirkten hingegen eine Abnahme der Transpirationsraten. Ein fiktiver
Anstieg der Außentemperaturen hat in den Modellrechnungen einen
signifikanten Anstieg der verschiedenen Atmungsraten hervorgerufen,
so dass insgesamt geringere CO2-Nettoaustauschraten des Bestandes
an einem ausgewählten Tag prognostiziert wurden. Veränderte
strukturelle Eigenschaften innerhalb des Kronraumes wirkten sich ebenfalls
sensitiv auf die CO2/H2O-Austauschraten aus, und beeinflussten
vor allem das Lichtklima innerhalb des Modellbestandes. Höhere
Winkelangaben zu Ast- und Blattstellung ließen mehr Licht in den
Bestand eindringen und begünstigten so den Gasaustausch. Die Verschiebung
des Kronenmittelpunktes in den oberen Kronenbereich bewirkte ebenfalls
eine Steigerung der CO2/H2O-Gaswechselraten durch eine bessere
Ausnutzungseffizienz des Strahlungsangebotes.
Somit eignen sich für die Berechnung von Bestandes- oder Baumgaswechselraten
mechanistische Modelle sehr gut, da sie Vorhersagen über Änderungen
im Gasaustausch und Wasserhaushalt bei Veränderungen des Klimas,
vor allem im Hinblick auf CO2, ermöglichen.