Zusammenfassung
Angesichts gravierender Probleme arider Länder bei der Verminderung
der Wasservorräte und der Bodendegradierung infolge Versalzung
stellt sich die Frage nach einer Nutzung von Halophyten wie der Mangrove
Avicennia marina. Um ihr Potential als Nutzpflanze abschätzen zu
können, sollte die Akklimation von Wachstum und, als mögliche
Hauptursache einer Wachstumsverminderung, Photosynthese an Salinität
bekannt sein.
Dazu wurden je 20 Pflanzen 380 Tage lang in sechs Gezeitenbecken
bei den Salzkonzentrationen 0,7%; 1,5%; 2,4%; 3,4% und 4,5% NaCl angezogen
und das Wachstum gemessen. Als Wachstumsparameter dienten der Sprossachsendurchmesser,
die Sprosshöhe und die Blattfläche der Pflanzen. Die Berechnung
der Blattfläche lebender Blätter erfolgte mittels einer Regressionsgleichung
aus der Breite und Länge des Blattes. Nach 380 Tagen wurde die
Trockenmasse der einzelnen Organe bestimmt und die Blattflächenrate
(LAR), die spezifische Blattfläche (SLA) und die spezifische Blattmasse
(LMA) berechnet. Weiterhin wurde der Wassergehalt der Blätter gemessen
und die Blattsukkulenz sowie der relative Wassergehalt gemessen. An
zehn Blättern pro Versuchsgruppe wurde der Gaswechsel bei variierender
CO2-Konzentration und Lichtsättigung (PPFD=1500 µmol
m-2 s-1) gemessen. Mit der Berechnung der stomatären
Leitfähigkeit (gco2) und dem CO2-Stoffmengenanteil
im Blatt (Ci) konnten Sättigungskurven der Nettophotosyntheserate
(An) in Abhängigkeit von Ci dargestellt werden (An/Ci-Kurven).
Aus den An/Ci-Kurven wurden mit einem weit verbreiteten Photosynthesemodell
(Farquhar-von-Caemmerer-Modell) die maximale Elektronentransportrate
(Jmax) und die maximale Carboxylierungsrate der RUBISCO (Vcmax) berechnet.
Um die Temperaturabhängigkeit der Nettophotosyntheserate zu bestimmen,
wurden an zehn weiteren Blättern je fünf An/Ci-Kurven bei
unterschiedlicher Blattemperatur gemessen. Zusätzlich wurde der
Blattstickstoffgehalt gaschromatographisch gemessen.
Das Wachstum der Pflanzen zeigte in Abhängigkeit vom Salzgehalt
ein Optimum bei 1,5%. Das Verhältnis der Trockenmasse der einzelnen
Pflanzenorgane änderte sich abgesehen von einem erhöhten Feinwurzelanteil
bei 4,5% NaCl nicht. Auch LAR, SLA und LMÄ waren zwischen den Versuchsgruppen
konstant. Die Blätter der Pflanzen bei 0,7% hatten einen niedrigeren
relativen Wassergehalt und eine niedrigere Blattsukkulenz gegenüber
1,5%.
An und gco2 nahmen tendenziell mit dem Salzgehalt
ab. Wegen der hohen Variabilität der Messwerte waren die Unterschiede
aber nicht signifikant. Bei 4,5% waren Jmax und die Nettophotosyntheserate
bei höchstem Ci (Amax) erniedrigt. Die Abnahme von Vcmax bei 4,5%
ließ sich statistisch nicht belegen. Um die Variabilität
der Messwerte einzuschränken, wurde die Temperatur- und Stickstoffabhängigkeit
der Photosyntheseparameter gemessen. Die Optimumstemperatur lag von
Vcmax bei 36,9°C und von Jmax bei 34,1°C. Der Blattstickstoffgehalt
korrelierte nicht eng mit Vcmax und Jmax. Die Variabilität der
temperatur und stickstoffnormierten Ergebnisse wurde nicht wesentlich
eingeschränkt.
Die Änderung der Nettophotosyntheserate korrespondierte nicht
mit der Änderung der Trockenmasse. Die Trockenmasseproduktion hängt
hauptsächlich von der Blattflächenexpansionsrate ab. Eine
direkte Wirkung der Salinität auf Wachstumsvorgänge ist anzunehmen.
Als Indikatoren für die Belastung eines Halophyten durch Salz sollten
Wachstumsparameter und nicht Photosyntheseparameter gewählt werden.