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Arbeitsgruppe Ökologie der Pflanzen
PD Dr. Manfred Forstreuter
- Klimawandel und Vegetation -

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M. Forstreuter
citation: FORSTREUTER, M (1993) Langzeitwirkungen der atmosphärischen CO2-Anreicherung auf den Kohlenstoff- und Wasserhaushalt von Rotklee-Wiesenschwingelgemeinschaften. Dissertation, Universität Osnabrück, Landschaftsentwicklung und Umweltforschung (Berlin) 91: 208 S.
Langzeitwirkungen der atmosphärischen CO2-Anreicherung auf den Kohlenstoff- und Wasserhaushalt von Rotklee- Wiesenschwingelgemeinschaften

Manfred Forstreuter
Manfred.Forstreuter@fu-berlin.de

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit behandelt die Wirkungen der atmosphärsichen CO2-Anreicherung auf das Wachstum, den Kohlenstoff- und Wasserhaushalt von Modell-Ökosystemen. In drei Teilversuchen wurden Mischkulturen (1:1) von Trifolium pratense Huds. und Festuca pratensis L. bei CO2-Konzentrationen von 350, 450, 600 und 800 ppm in Langzeitversuchen bis zu 1007 Tage begast.
Für dieser Untersuchungen wurde eine Freiland-Versuchsanlage entwickelt, mit der vier Modell-Ökosysteme, bestehend aus den obengenannten Pflanzen und einem eingeschlossenen Bodenmonolithen von 80*80*60 cm3, über mehrere Vegetationsperioden unter freilandnahen Bedingungen untersucht werden konnte.
Die Auswertungen der kontinuierlichen Meßreihe der atmosphärischen CO2-Konzentration am Standort Osnabrück seit 1984 ergaben einen nchweisbaren jährlichen Anstieg um 2.8 ppm.
Die Trockensubstanzakkumulation (oberirdisch+Wurzeln) der krautigen Pflanzenbestände wurde durch die Anhebung der CO2-Konzentration nachhaltig gefördert. Aus den Untersuchungsergebnissen wurde eine Sättigungsfunktion des CO2-Düngefaktors erstellt, wonach Trockengewicht der Pflanzenbestände im Mittel gegenüber der Kontrolle (350 ppm) um 18% (450 ppm), um 50% (600 ppm) und um 52% (800 ppm) zunahm. Besonders zu Beginn der Vegetationsperiode und nach Schnittereignissen war die Trockensubstanzakkumulation stark gefördert. Die oberirdische Phytomassenakkumulation lag schon bei 600 ppm im Optimumsbereich. Die Wurzeln als zusätzliche Speicherorgane konnten sogar den Kohlenstoffeinbau oberhalb dieser CO2-Konzentration noch steigern.
Die reproduktiven Organe waren mit zunehmender CO2-Konzentration schwerer. Das Samen- und Karyopsengewicht der Versuchspflanzen war aufgrund der veränderten CO2-Konzentration beeinflußt.
Die Erhöhung der CO2-Konzentration führte zu einer Zunahme der Blattflächen des Pflanzenbestandes. Diese Abhängigkeit konnte durch eine Exponentialfunktion beschrieben werden. Die Blattflächen des Pflanzenbestandes waren bei 450 ppm nur unwesentlich beeinflußt, während sie in den Pflanzenbeständen bei 600 und 800 ppm um 14% und 35% zunahmen.
Die Anhebung der CO2-Konzentrationsniveaus führte zu einer Erhöhung der maximalen Nettoassimilationsraten der Modell-Ökosysteme. Sie waren zwischen den Modell-Ökosystemen bei 350 ppm und 450 ppm um 21 - 31%, bei 350 und 600 ppm um 48% - 58% und bei 350 und 800 ppm um 59% gesteigert. Damit einhergehend waren die Respirationsraten in den Modell-Ökosystemen unter hoher CO2-Konzentration größer, besonders mit steigender Temperatur. Dieses trat im Tagesverlauf der Nettoassimilationsraten als "Hysteresis-Effekt" in Erscheinung und führte zu einer Veränderung der Lichtkompensationspunkte der Modell-Ökosysteme.
Bei den Photonenflußdichten von 1000 µE m-2 s-1 zeigte der CO2-Gaswechsel in einem Zeitraum von 100 Tagen einen Optimumsverlauf. Das Niveau des Optimumbereiches stieg mit zunehmender CO2-Konzentration auf höhere CO2-Gaswechselwerte. Die Ergebnisse der CO2-Gaswechselmessungen im "switch experiment" zeigten, daß langfristig eine positve Akklimatisierung der Modell-Ökosystemen an die höheren CO2-Konzentrationen stattgefunden hat. Die langfristig hohen CO2-Konzentrationen ausgesetzten Modell-Ökosysteme zeigten bei gleicher CO2-Konzentration die höchsten CO2-Nettoassimilationsraten. Dagegen wiesen die Modell-Ökosysteme, die unter hohen CO2-Konzentrationen aufwuchsen, bei niedrigen CO2-Stufen die niedrigsten CO2-Nettoassimilationsraten auf.
Ein Sättigungsniveau der Nettoassimilationsraten wurde annähernd bei allen CO2-Stufen bei hohen BFI-Werten erreicht. Dieses nahm mit zunehmender CO2-Stufe höhere Werte bei höheren BFI-Werten an.
Die Tagesbilanzen der Nettoassimilationsraten der untersuchten Grünland-Modell-Ökosysteme wiesen während der gesamten Entwicklung innerhalb jeder Phänophase eine enge lineare Beziehung zu den Tagesummen der Photonenflußdichte auf. An Tagen mit hohen Photonenflußdichten besaßen die Modell-Ökosysteme unter erhöhten CO2-Konzentrationen deutlich höhere CO2-Nettoassimilationsraten, während sie an wolkigen Tagen mehr CO2 abgaben.
Das Modell-Ökosystem bei 600 ppm CO2 wies in den Monaten April bis August der Versuchsjahre 1984-1989 eine gegenüber 350 ppm gesteigerte Kohlenstoffaufnahme von bis zu 40% auf. In den restlichen 7 Monaten dagegen war eine geringere CO2-Nettoaufnahme bzw. eine deutliche höhere CO2-Abgabe aus den Modell-Ökosystemen bei 600 ppm zu verzeichnen.
Der Vergleich der Jahresbilanz zwischen 350 und 600 ppm ergab eine gesteigerte CO2-Aufnahme von 16% bei 600 ppm. Grünland-Ökosysteme stellen somit eine Senke für zusätzlich in die Atmosphäre abgegebene CO2-Mengen dar, diese fällt jedoch erheblich geringer aus, als bislang vermutet.
Erst bei Photonenflußdichten über 10 E m-2 d-1 traten bei 600 ppm höhere CO2-Aufnahmeraten als bei 350 ppm auf, während unterhalb dieser Photonenflußdichten das System bei 350 ppm mehr CO2 aufnahm.
Entsprechend der theoretischen Erwartung bestand ein exponentieller Zusammenhang zwischen den monatlichen CO2-Tagesbilanzen und den Mittelmonatstemperaturen. Positve CO2-Gaswechselratenließen sich für beide Modell-Ökosysteme ab 5°C zu Jahresbeginn ermitteln. Die höchsten CO2-Gaswechselraten wurden bei einer mittleren Temperatur von 13° im Mai erreicht. Höhere Temperaturen in Juni führten bei beiden Modell-Ökosystemen zu einer Verringerung der Gaswechselraten.
Der Wasserhaushalt der Modell-Ökosysteme wurde durch die erhöhte CO2-Konzentration beeinflußt. Bei 450 ppm waren die Evapotranspirationsraten im Vergleich zu den Kontrollenbeständen herabgesetzt, bei 600 ppm waren diese zu 350 ppm nahezu ausgeglichen, bei 800 ppm jedoch wurden jedoch höhere Evapotranspirationsraten gegenüber den Kontrollsystemen ermittelt. Dies führte in dem System bei 800 ppm zu einer verringerten Rücklage im Bodenwasservorrat, analog dazu war die Rücklage bei 450 ppm erhöht.
Die Werte der Wassernutzung-Effizienz stiegen mit zunehmender CO2-Konzentration signifikant an und zeigten hinsichtlich des Wasserverbrauches eine effizientere Stoffproduktion unter erhöhter CO2-Konzentration an.
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Long-term effects of increased atmospheric CO2-concentrations on the carbon and water budgets of red clover and meadow fescue communities

Manfred Forstreuter

Summary

This work studies the effect of increased atmospheric carbon dioxide concentration on carbon and water budgets of model ecosystems. In three long-term investigations, mixed plant stands of Trifolium pratense Huds. and Festuca pratensis L. were exposed to CO2-concentrations of 350, 450, 600 and 800 ppm over a period of up to 1007 days.
For these experiments a measuring system was specially constructed and was located outside. This made it possible to expose four model ecosystems - consisting of the aforesaid species in a soil block of 80 * 80 * 60 cm3 - to natural environmental conditions for several vegetation periods.
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Statistik zurueck Stand: 19.10.2004 Autor:M.Forstreuter@tu-berlin.de