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Arbeitsgruppe Ökologie der Pflanzen
- Klimawandel und Vegetation -
PD Dr. Manfred Forstreuter

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M. Forstreuter

Masterarbeit

L. Foellinger (2023) Isotopenverhältnisanalysen zur Untersuchung der physiologischen Trockenstress-Toleranz verschiedener Rotbuchen-Provenienzen (Fagus sylvatica L.) in einem Feldexperiment, Masterarbeit, FU-Berlin

Zusammenfassung

Auf δ13C wurde ein signifikanter Effekt der Herkunft und des Trockenstressniveaus festgestellt, wobei sowohl die einzelnen Effekte separat δ13C beeinflussen als auch die Interaktion zwischen den Effekten. Für δ18O konnte weder ein Stress- oder Herkunftseffekt noch eine Interaktion zwischen den Effekten festgestellt werden. Der Anstieg von δ13C mit zunehmendem Trockenstresslevel kann durch die stomatäre Stressreaktion erklärt werden. Weitere in der Literatur beschriebene Zusammenhänge, wie der gleichzeitige Anstieg von δ13C und δ18O, konnten nicht nachgewiesen werden. Es wurde geschlussfolgert, dass die Diskrepanz darauf zurückzuführen ist, dass das zur Interpretation herangezogene Modell unter Freilandbedingungen nur eingeschränkt anwendbar ist und die Voraussetzungen für die Anwendbarkeit in der vorliegenden Arbeit nicht gegeben waren.
Gesicherte Aussagen über stattgefundene Gaswechselprozesse sind nicht möglich, da das verwendete Modell auf einem Dual-Isotopen Ansatz basiert, der die gemeinsame Interpretation von δ13C und δ18O voraussetzt. Ein Zusammenhang zwischen Herkunft und Stressreaktion konnte nur für die Herkunft FR festgestellt werden. Die vergleichsweise niedrigen δ13C-Werte der Versuchsbäume der Herkunft FR könnten als schlechtere Anpassung an Trockenstress mit hohen Transpirationsverlusten interpretiert werden. Da die δ18O-Werte jedoch keine sicheren Rückschlüsse auf die Transpirationsrate zulassen, kann dieser Zusammenhang nicht hergestellt werden und es wird als wahrscheinlicher angesehen, dass die niedrigen δ13C-Werte auf eine bessere Wasserversorgung der Versuchsbäume der Herkunft FR zurückzuführen sind, die durch strukturelle Anpassungen im Wurzelsystem oder in der Baumkrone bedingt sind, die mit der Methode nicht erfasst werden können.
Bei der Untersuchung von zusätzlichem Blattmaterial konnte festgestellt werden, dass die δ18O -Werte in Abhängigkeit von der Probenpositionierung stark variieren, der Einfluss dieser Streuung auf die im Trockenstressversuch gemessenen δ18O-Werte konnte jedoch nicht festgestellt werden; es ist davon auszugehen, dass die Variation der Isotopensignatur des Quellwassers die gemessenen δ18O Werte stärker beeinflusst hat als die Variation der Probenposition.
Die erste Hypothese, dass zunehmender Trockenstress zu einem Anstieg von δ13C und δ18O im Blattgewebe führt und gleichzeitig gl abnimmt, ci/ca abnimmt und Amax stagniert, kann aufgrund der Untersuchungsergebnisse nur teilweise angenommen werden. Die Annahme traf nur für δ13C zu, das mit zunehmendem Trockenstress zunahm. Es konnte eine positive Korrelation von δ13C mit δ18O festgestellt werden, jedoch kein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Anstieg von δ18O und dem Anstieg des Stressniveaus.
Die zweite Hypothese, dass sich δ13C und δ18O herkunftsbedingt unterscheiden und die Unterschiede der Werte zwischen den südeuropäischen Herkünften (FR, IT und ES) und der mitteleuropäischen Herkunft (D) bestehen, musste verworfen werden. Für die südeuropäische Herkunft FR konnten unterschiedliche Delta-Werte festgestellt werden, die Delta-Werte der Herkünfte IT, ES und DE waren jedoch ähnlich. Für die Herkunft FR konnte ein Zusammenhang zwischen Stressreaktion und Herkunft festgestellt werden, für die anderen südeuropäischen Herkünfte jedoch nicht. Daher wird die Hypothese abgelehnt.
In der vorliegenden Arbeit wurde die Methode der Stabilisotopenanalyse zum Vergleich von Trockenstressreaktionen zwischen Rotbuchenherkünften eingesetzt und kann somit einem forstlich angewandten Forschungsfeld zugeordnet werden, in dem der Einfluss von Standortund Umweltbedingungen (insbesondere Trockenheit) sowie anderer waldbaulicher Parameter auf die Produktivität von Wäldern bewertet wird. In einem Herkunftsversuch wurden vier Herkünfte hinsichtlich ihrer Reaktion auf Trockenheit auf der Ebene des Blattgaswechsels verglichen. Es konnte kein Zusammenhang zwischen den festgestellten Unterschieden in der stomatären Trockenstressreaktion und möglichen Trockenstressanpassungen auf Blattebene festgestellt werden. Unterschiede in der stomatären Trockenstressreaktion könnten auf strukturelle Trockenstressanpassungen oder auf inhomogene Versuchsbedingungen zurückzuführen sein. Unterschiede in der Wuchsform und im Alter der Versuchsbäume führten zu Unterschieden in der Vegetationsdichte, die die Standortbedingungen stark beeinflussten und einen Einfluss auf die Versuchsergebnisse vermuten lassen.
Die in dieser Arbeit durchgeführten Stabilsitopenanalysen wurden an der gesamten Blattmasse durchgeführt, es wurde keine Blattzellulose aus dem Blattgewebe extrahiert. Trotzdem konnte eine Sensitivität von δ13C auf stattgefundene Blattgaswechselprozesse festgestellt werden, die den Zusammenhang bestätigt. Die Aussagekraft der Ergebnisse wurde einerseits durch unkorrigierte Quellwerte und andererseits durch inhomogene Standortsbedingungen eingeschränkt. Strukturelle Anpassungen an Trockenstress, z.B. in der Baumkrone oder im Wurzelsystem, könnten eine größere Rolle bei der Verbesserung der WUE spielen als Anpassungen auf der Ebene des Blattgaswechsels, die in dieser Arbeit untersucht wurden.
Zur Beurteilung der WUE der gesamten Pflanze könnten Stabilisotopenanalysen an der Holzzellulose der Versuchsbäume durchgeführt werden. Untersuchungen am Jahrringarchiv61 könnten den Einfluss altersbedingter Wachstumsprozesse untersuchen und überprüfen, ob diese strukturellen Faktoren die Unterschiede in den Delta-Werten der Herkunft FR im Trockenstressversuch erklärten.



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Stand:02.04.2024 Autor:Manfred.Forstreuter@fu-berlin.de Haftungsausschluss